Anders

Innovationen, Widerstände, Übergänge

Telekom verteilt Gleitcreme auf der IFA, damit…

…wir nicht merken, wie die Netzneutralität entfernt wird.

Was ist denn jetzt schon wieder los?“ oder „Die Kurzversion

Die Telekom hat mit dem Musik-Plattformanbieter Spotify eine exklusive Marketing-Kooperation geschlossen. Wer einen bestimmten Telekom-Tarif kauft, bekommt Spotify Premium im Preis dazu. Normalerweise kostet der 10 Euro bei Spotify.

Ist ja erstmal ein okayer Marketing-Deal.

Weil der Telekom-Chef, der Obermann-René, ja schon öfters gesagt hat, dass er diese „Netzneutralität“ für überflüssig hält, haben sich unsere Freunde von der Telekom gedacht: „Mensch, das ist doch so ein geiles Paket, da jubeln wir den ahnungslosen Konsumenten mal die Abschaffung der Netzneutralität unter. Und zwar auf eine Art, bei der die meisten dieser Muppets es auch noch geil finden werden.“

Und das geht so:

Wer also Spotify Premium über diesen Telekom-Tarif hört, kann dies tun ohne sich Gedanken darüber zu machen, wieviele Musik-Daten anfallen, weil diese nicht auf den gebuchten Daten-Tarif aufgerechnet werden.

Geile Sache, oder? Nein, denn langfrisitig ist der Konsument der Gelackmeierte.

Welche Daten über das Web transportiert werden, geht den Provider nichts an. Netzneutralität bedeutet, dass es deine Sache ist, ob du Texte, Musik, Video etc. mit einer Plattform oder mit Freunden austauschst. Die diskriminierungsfreie Übertragung aller Datenpakete unabhängig von Herkunft oder Ziel, Form oder Inhalt. Dies ist eine der wesentlichen Grundlagen für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovationskraft des Webs.

Es geht der Telekom also nur vordergründig darum, den Konsumenten eine Freude zu machen. Wichtig für die verschlagene Strategie der Telekom ist es die Musik-Daten aus den anderen Datenarten herauszutrennen. Hiermit wird ein Präzedenzfall geschaffen. Es geht der Telekom darum, den durchschnittlichen Konsumenten daran zu gewöhnen, dass es für unterschiedliche Datenarten unterschiedliche Abrechnungen gibt.

Wer also den kurzfristigen „Vorteil“ Spotify (und nur diesen Musikanbieter) über die Telekom billig zu schiessen, gegen die langfristige Sicherung eines freien und gleichen Datenverkehrs im Web eintauscht, der kann sich gleich an das hier gewöhnen (Wehrt den Anfängen!):

Wehret den Anfängen!Original des Bildes: http://i.imgur.com/5RrWm.png

——————————————-Ende der Kurzinfo ————————————————-

Ich hab das immer noch nicht ganz verstanden.“ oder „Die etwas längere Version

Offensichtlich hat die Telekom gelernt, dass sich das freie Internet besser durch die Hintertür als mit dem Kopf durch die Wand zerstören lässt (außer man heisst Friede Springer oder Hubert Burda und will das Leistungsschutzrecht.)

Es gibt sicher einige Bereiche, in denen man die Telekom loben kann. Der Dampfer Telekom versucht ja durch ganz viel Kooperationen, Aufkäufen und Seeding die Intelligenz junger Start-Ups zu verinnerlichen. Kann man ambivalent sehen, kann man aber auch vorsichtig begrüssen als Teil des gesamtgesellschaftlichen Wandels.

Auch bin ich ein Freund der Förderung access-basierter Geschäftsmodelle. Gerade im Musikbiz wird es Zeit, dass die neuen Methoden der Distribution und Interaktion feststellbare erfolgreiche Angebote generieren. Mit Umsätzen für die Plattformen und die Musiker. Von Spotify lesen wir in der NYTimes und bei netzwertig.com über gute Entwicklungen. Es gibt auch in Deutschland einen zaghaften Wettbewerb der Plattformen, auch wenn dieser Fortschritt durch nationale Musik-Majors und reaktionäre Verwertungsgesellschaften stark behindert wird.

Der Deal mit der Telekom ist für Spotify ein potentiell guter Deal. Es wird schlagartig die erreichbare Konsumentenzahl massiv erhöhen. Und der „dumb pipe“-Provider Telekom hat mal wieder ein vermarktbares Irgendwas, um neue Werbebroschüren zu drucken. win-win-und auch der Kunde könnte glücklich sein. DOCH das hat den Buben von der Telekom nicht gereicht. Es musste noch die altbekannte machtversessene politische Agenda mit diesem Deal praktisch umgesetzt werden.

Netzneutralität. Ein Reizwort.
Im Kern bedeutet es, dass jedes Byte im Internet gleich behandelt wird. Ich schicke eine Mail, ein Musikstück oder ein Handyvideo durchs Netz und niemand unterwegs hat zu entscheiden, ob die jeweiligen Datenpakete langsam oder schnell oder mit einem speziellen Preismodell transportiert werden. Hin und wieder greift man administrativ aufgrund kurzfristig nötiger Steuerung im Backbone ein, aber daraus entsteht kein grundsätzlicher Bruch der Netzneutralität.

Jetzt haben die Telekom als Provider zwei Probleme:

Problem Nr.1 der Telekom

Erstens hat hat die Telekom die Netze günstig geschossen (damals als sie plötzlich kein Staatsbetrieb mehr war) und investiert seitdem auch intransparent hier und da mal etwas in den Ausbau, aber keiner weiss genau was, und wenn die Politik mal fragt, dann sagt man einfach, dass wäre Betriebsgeheimnis. Eins ist dennoch klar: Für das reicht aufgrund des ganzen (Mobile) Webboom nicht mehr.

Weil man also jahrelang lieber etwas anderes gemacht hat, als anständig in den Ausbau der heimischen Netze zu investieren, gibt es jetzt Engpässe. Dafür kann man Verständnis haben, aber deswegen werden keine Prinzipien aufgegeben. Die Telekom und andere Provider haben das Netz nur von den Bürgern geliehen bekommen. Und nun versuchen einige bei der Telekom ihre eigenen Fehler zu vernebeln. Ganz nach dem Motto: „It’s not a bug, it’s a feature.“ – Einige nennen das stolz Marketing, man kann es aber auch Betrug nennen.

Problem Nr. 2 der Telekom

Die Telekom stellt im Kerngeschäft nur die „dumme Leitung“, die „dumb pipe“, zur Verfügung. Mehr Geld kann aber nur mit Dienstleistungen verdient werden, die auf den transportierten Inhalten aufbauen. Wir sehen das im Bereich des sogenannten „TV“, dass die Telekom über die Internetleitung verkauft. Milionen zahlen immer noch bereitwillig, wohl aus kultureller Gewohnheit, für Daten-Bytes, die zuhause dann zu RTL- oder ZDF-Fernsehen werden zusätzliche Gebühren auf ihre eigentliche Internet-Rechnung. Dass auch in diesem Bereich die Telekom auf der IFA den mobilen Ausbau dieser Dreistigkeit als Zusatzkosten-behafteten Fortschritt verkauft, ist schlichtweg eine Verhöhnung der Bevölkerung.
Dies kann die Telekom aktuell rechtlich tun, da die Bundesnetzagentur (BNetzA) dem Lobbyistendruck nicht standgehalten hat und es vier Qualitätklassen gibt: Video, Voice, Critical Applications und Best Effort. Letzteres ist besser bekannt unter dem, was die Telekom ihren Nutzern als „Internet“ verkauft. Desweiteren hat die BNetzA laut ihrem Chef Kurth das Problem der „partiellen Machtlosigkeit im Mobilfunkmarkt“, da sie hier keinen geeigneten Regulierungsauftrag hat.

Der Spotify-Deal (und wofür er missbraucht wird)

Innerhalb der Best-Effort-Klasse werden aber von diesen bösen bösen freien Menschen Text, Musik und Video von Privatpersonen und Unternehmen lustig hin- und hergeschickt. Das findet die Telekom doof, weil damit dort genau diese Unterscheidung in Qualitätsklassen aufgehoben wird, die sie mit Mühe und Not eine Stufe höher installiert hatte.

Wenn man eine ausweglose Situation hat, muss man versuchen, die Grundsettings umzudrehen. Dies geschieht nun im Mobilbereich. Dies konnte dort geschehen, weil, wie gesagt, der Mobilbereich nicht von der BNetzA reguliert werden kann, die Politik verlässt sich (völlig illusorisch) hier noch mehr als anderswo auf die „Selbstverpflichtungen der Industrie“ – das dies im Allgemeinen zu Ärger für die Konsumenten führt ist hinlänglich bekannt. Die Erklärungen der CDU/FDP zur Netzneutralität in der Enquetekommission zu diesem Thema werden spätestens nun von der Telekom Lügen gestraft.

Der Konsument ist beim Mobilbereich bereits so konditioniert, dass er/sie sich extrem beschränkte Datenqualität ab 300MB bzw. 2 GB (je nach Vertrag) als „Daten-Flatrate“ verkaufen lässt. Es muss diesen so veräppelten Menschen als eine Befreiung vorkommen, nun „Unlimited Musikgenuss jenseits von Flatrate-Grenzen geniessen zu können“ – so hoffen es zumindest die Marketing-Einseifer.

Doch was geschieht eigentlich beim Spotify-Deal?

Die Netzneutralität, also der gleichwertige diskriminierungsfreie Datentransfer unabhängig von der Datenart, wird sowohl vertikal als auch horizontal von der Telekom verletzt und somit das Web einer seiner wichtigsten Eigenschaften für Innovation beraubt.

Vertikale Netzneutralität bedeutet, dass nun Musik-Daten anders behandelt und abgerechnet werden als der restliche Internet-Verkehr. Die vermeintliche Bevorzugung ist nichts anderes als eine Extra-Zahlung für Musik-Daten, für die wir auch noch dankbar sein sollen, weil die Telekom nicht für den gesamten mobilen Datenverkehr echte Flatrates anbieten kann. Netze ausbauen statt Kunden zu veräppeln lautet die Ansage an die Telekom.

Horizontale Netzneutralität bedeutet, dass Spotify gegenüber anderen Musik-Plattformen (über Apps oder Browser abgerufen) eine wettbewerbs-schädigende Bevorzugung erhält. Hier gilt: Eine Marketing-Kooperation mit der Telekom ist eine feine Sache und klar wettbewerbs-orientiert. Jedoch die Ungleichbehandlung (monetär wie technisch) der Musikdaten anderer Musik-Plattformen ist ein Bruch der innovations-schützenden Netzneutralität.

Fazit:

Dem Deal Telekom/Spotify wurde ein Element untergeschoben, das die Konsumenten hinsichtlich eines freien innovationskräftigen Internets, wie wir es seit seiner Anfangszeit kennen, betrügt. Der Daten-Bevorzugungs-Aspekt ist eine subtile Methode der Öffentlichkeit den Bruch der Netzneutralität als einen Gewinn zu verkaufen. Dieser Gewinn ist nur scheinbar und von kurzfristiger Natur. Netze ausbauen statt Netzneutralität mit Marketing-Talk zu vernebeln ist die Aufgabe der Stunde für die Telekom.
Kapitalismus, der keinen verantwortlichen Ethos gegenüber seinen gesellschaftlichen Grundlagen besitzt, hat genug Schaden angerichtet. Es wird Zeit, dass wir im Internet eine andere Markthaltung an den Tag legen. Auch und insbesondere als Konsumenten sollten wir dies einfordern statt auf vermeintlichen Schnäppchen reinzufallen.
Schreibt an Spotify, dass dieser netzneutralitäts-feindliche Deal keine Grundlage für eine lange und gute Kunden-Plattform-Beziehung sein wird. Droht euren Account stillzulegen und zur Konkurrenz zu wechseln. Wie auch immer ihr die Besorgnis kurz und knackig ausdrückt – hier ist die Email, an die ihr es schicken müsst kundendienst_de@spotify.com

Update:

Der Politblogger Yacine Ghoggal fragt nach einem Twitter-Dialog mit mir: „Ende der Netzneutralität durch Abschaffung der Abrechnungsneutralität“ – Ich halte die Trennung der monetären und technischen Diskriminierung unterschiedlicher Datenarten für unnötig, sie dient aber dem Verstehen der Problematik.

Basic Thinking ergänzt seine erste Begeisterung für den Spotify/Telekom-Deal (die ich, abgesehen von der Netzneutralitäts-Problematik, teile) mit diesem lesenswerten Blogpost: „Spotify-Telekom-Kooperation: Einschränkung der Netzneutralität durch die Hintertür“

41 Kommentare zu “Telekom verteilt Gleitcreme auf der IFA, damit…

  1. Pingback: Telekom-Spotify-Kooperation: Bruch der Netzneutralität durch die Hintertür? | Basic Thinking

  2. daniel.
    31/08/2012

    Warum kommt jetzt der aufschrei und nicht schon damals, als man Liga Total genauso vermarktet hat?

  3. Pingback: Pottblog

  4. Pingback: Was sonst noch am Ende war: Porno-Pranger, Netzneutralität, Domain-Beschlagnahme und Leistungsschutzrecht

  5. Komapyrin
    31/08/2012

    okayer als okay … ich brauch‘ ne Schmerztablette!

  6. svenmw
    31/08/2012

    Weil ich es schon in unserer Debatte in der SPD Netz-Gruppe angedeutet hatte, hier eine ähnliche Aktion von E-Plus. Nennt sich Facebook Zero, also kostenlos vom Telefon auf Facebook zugreifen. http://www.eplus.de/Aktionen/facebook/default.asp

  7. Pingback: Nachtwächter-Blah » Wofür das mit dem Streaming gut ist? Zum Beispi…

  8. Spotify soll postiv für die Musiker sein? Da habe ich hier andere Daten gesehen, wenn sich das erledigt haben sollte, weil veraltet, ok, ändere ich meine Meinung, aber ist das der Fall? Ich glaube nicht.
    Hier meine Quelle:

    How Much Do Music Artists Earn Online? (eigentlich eher: How much must an artist sell to have an US$-average income?)
    http://www.informationisbeautiful.net/2010/how-much-do-music-artists-earn-online/

    Evtl. ist auch die ursprüngliche Tabelle (dort verlinkt) interessant: https://spreadsheets.google.com/ccc?key=0Aqe2P9sYhZ2ndE9iZHhWc0pMcDlCdmxNdmFRQXRPY3c&hl=en_GB#gid=0

    gefunden über http://daringfireball.net/ Daring Fireball (John Gruber).

    Da stehen die Streamer sehr weit hinten und Spotify ist aktuell der letzte. Aber realistisch kann ein Musiker/Künstler von den meisten Angeboten in der Liste nicht leben. Und das Zeit, selber Musik zu vertreiben, beim Musikmachen fehlt, ist natürlich auch noch ein Faktor.

    Ich meine mich auch an mehrere Gruppen/Frauen/Männer zu erinnern, die 2011 und 2012 nach dem sie mehrere Abrechnungen (und das Geld) erhalten haben, ihre Sachen wieder vom Streaming ausgeschlossen haben, wenn es hochkommt, kamen da Us$ 200 im Monat rüber, oft weniger, Quellen müsste ich raussuchen.

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  11. Pingback: Telekom und Spotify – erster Schritt in Richtung Paid Internet? | Handy Flatrate Vergleich

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  13. Philip Engstrand
    02/09/2012

    Ich kann folgen, das ein paar Leute -je nach Perspektive- meinen, die Telekomm verletzt mit dem Angebot die Netzneutralität.

    So weit so gut, aber was soll man daraus folgern?

    Eine Gesetzgebung die Netzbetreibern vorschreibt, wie sie gedenken Geld zu verdienen, wird nicht stattfinden.

    Es sei denn, man vergesellschaftet oder verstaatlicht das Internet?

    • Jens Best
      02/09/2012

      Bin ehrlich gesagt über die Naivität deiner Bemerkungen und Fragen ein wenig überrascht, Philipp, so kenne ich Dich gar nicht.

      Wieso bist Du so absolut unterwegs? Es trifft doch nicht zu, dass wir entweder eine unreglementierte Wirtschaft oder Staatsbetriebe zur Auswahl haben.

      Wirtschaftliches Handeln beruht auf gesellschaftlich festgelegten Grundlagen. Diese schützen die gemeinsam als wichtig angesehenen Grundlagen des Miteinanders und fördern dadurch in Balance mit dem innovations-getriebenen Handel die Gesellschaft.
      Wir kennen gesetzlich festgelegte Sicherungen gesellschaftlicher Infrastruktur im Sozialen und im Ökologischen, hinsichtlich der Aufrechterhaltung fairen Wettbewerbs und Transparenz – Wieso sollten die Grundlagen der digital-ökologischen Sphäre nicht ebenso geschützt werden?

      Du hast also Recht damit, dass nun die Zeit gekommen ist, Folgerungen zu treffen und zu entscheiden, wie der bedrohenden Willkür Einhalt geboten wird. Der fromme Wunsch einiger politischen Richtungen, dass man sich hinsichtlich der Netzneutralität auf die Selbstverpflichtungen der Wirtschaft verlassen kann, ist mit dem Telekom/spotify-Case widerlegt.

      • Philip Engstrand
        02/09/2012

        Ob der beschriebene Deal nun gegen die Netzneutralität geht, oder gedacht ist? Ich bin Teil der Datenverteilenden Industrie, und ich kann sagen: Niemand denkt so.

        Es geht darum, zumindest ein bisschen Geld zu verdienen und man kann an der Telekom eins sehen: Leicht ist das nicht. Versuch mal nachzuvollziehen, wie die Telekom Dividenden zahlt…

        Netzneutralität (ich schrieb das schon mal) kostet Kapazität und Kapazität kostet Geld und es gibt genau Einen in dem Spiel, der Geld hat: Der Kunde.

      • Jens Best
        02/09/2012

        Lieber Philipp,

        zu deinem Zusatz-Kommentar:
        Netzneutralität ist keine Frage des Geldes, sondern eine dem wirtschaftlichen Handeln vorgelagerten Haltung.
        Eine Haltung, die dazu dient, die offene wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationskraft des Web zu schützen.
        Ich bin gewillt, dem klagenden Volk der Aktionäre und Manager zuzuhören, Prinzipien, die dem Schutz der gesellschaftlichen Grundlagen einer Infrastruktur dienen, werden deswegen aber nicht verraten.

  14. stefan
    02/09/2012

    Hallo. Wenn ich eine Mail mit dem Subject “Netzneutralität” einem einzeiligen Text, und der url “http://jensbest.net/2012/08/31/telekom-verteilt-gleitcreme-auf-der-ifa-damit/” an eine Email-Adresse @t-online.de schicke, wird sie als SPAM abgelehnt. Man könnte sich eine prima Verschwörung ausdenken, aber ich denke das liegt nur an der “Gleitcreme”. Oder?

  15. Wolfgang
    02/09/2012

    Du kannst der Telekom nicht Geschäfte vorwerfen, die sich im Rahmen der geltenden Gesetze bewegen. Ihr Daseinszweck ist Erzielung von Gewinn für ihre Aktionäre. Wenn wir etwas gegen solche Geschäftsmodelle haben, müssen wir die Gesetze ändern und nicht auf einzelen Firmen schimpfen.

    Natürlcih sind besonders die Mobilfunkbetreiber noch nicht im Internet angekommen. Sie sind geistig noch in der schönen, kostenpflichtigen Welt von Compuserve, BTX, AoL der frühen 1990er. Sie hatten nie Konkurrenz durch kleine ISPs, die in dieser Zeit anfingen, mit ein paar Einwahlroutern Leute ins echte Internet zu bringen.

    • Jens Best
      02/09/2012

      1. Natürlich kann ich Firmen Geschäfte vorwerfen, die meinem Verständnis nach gesellschaftsschädigend sind. Was ist denn das für ein „Braver-Bürger-Vorwurf“? – Meine Kritik ist ausführlich begründet und wird außerdem von einer immer größer werdenden Zahl von Bürgern geteilt.

      2. Diese Tat der Telekom zeigt, dass das Bestreben einiger Parteien im Bundestag, die Netzneutralität gesetzlich zu verankern, dringend nötig ist. Insofern fällt meine Kritik hier nicht aus dem heiteren Himmel, sondern setzt auf einer im politischen Diskurs der letzten Jahre geführten Debatte auf.

      3. Sei dir gewiß, dass ich es nicht bei diesem Blogpost belassen werde. Die politische Auseinandersetzung um die Netzneutralität wird durch dieses dreiste Handeln der Telekom (und enttäuschender Weise einiger Startups) neuen Aufwind bekommen.

      • Philip Engstrand
        03/09/2012

        Das ist doch mal ne‘ Vorlage:

        1) Ist es mehr gesellschaftsschädigend: Internetzugang nicht neutral anzubieten (was übrigens die letzten 20 Jahre auch niemand interessiert hat, meine These: Es gibt kein Internet) ODER keinen Internetzugang anzubieten?

        2a) Soetwas wie Netzneutralität gesetzlich zu verankern, läuft darauf hinaus, soetwas wie dem ‚Internet‘ Infrastrukturcharakter zu geben, um dann darauf soetwas wie Mindeststandards regulieren zu können.
        Viel Spaß dabei.

        2b) Neutralität rigoros zu fordern läuft darauf hinaus, einem Netzanbieter das Geschäftsmodell zu fixieren und es könnte (siehe 1) jemand wie die Telekom auf die Idee kommen, dann halt kein ISP mehr sein zu wollen.

        Meine eigene Meinung: Es würde deutich mehr bringen, eine Kennzeichnung für Service- oder andere Qualitäten für den Internetzugang einzuführen (iSv: Wenn’s Flatrate heisst, muss das und das als Qualität beobachtbar sein, ansonsten heisst es: Pauschalabrechnung usw.)

        Und zum Thema politischer Diskurs: Es gibt zum Thema „Kommunikation“ mehr verbrannte Erde, als Deutschland Fläche hat. Und das höft nicht damit auf, das es interessanterweise in JEDER Partei VDS Befürworter gibt…

      • Wolfgang
        10/09/2012

        Mein Punkt war, das es wichtiger ist Gesetze zu ändern als sich einzelne Firmen herauszupicken. Es gibt eine ganze DPI-Industrie, die den ISPs und Telkos solche Lösungen anbietet.

        Für dich zum Gruseln:
        http://broabandtrafficmanagement.blogspot.de

        Allerdings sind solche Konstruktionen wie Spotify/Telekom nicht ganz so einfach:
        http://broabandtrafficmanagement.blogspot.de/2012/09/guest-post-1-800-apps-concept.html

  16. Pingback: Sendung vom 10.09.2012: Heißer Geräteherbst, Bettina Wulff vs. Google, Kampf um Netzneutralität | Die Sendung mit dem Internet

  17. Daniel
    19/09/2012

    Also, ich bin mir nicht sicher, ob hier überhaupt die Netzneutralität betroffen ist. Es steht an keine Stelle ein Datenpaket von Spotify bevorzugt ausgeliefert wird. Es allein um die Abrechnung des Datenvolumens, die hierdurch produziert wird. Kritisch hinsichtlich der Netzneutralität wird es doch eigentlich erst, wenn Datenpakete bevorzugt befördert würden. Meiner Meinung nach handelt es sich lediglich um eine Abrechnungsvereinbarung hinsichtlich des verursachten Datenvolumens, die ich entweder mit meinem ISP abschließe oder nicht.

    Die Netzneutralität wäre erst betroffen, wenn z. B. Google mit der Telekom vereinbaren würde, dass der Datenverkehr von YouTube bevorzugt behandelt würde. Dies könnte ich als Kunde nicht beeinflussen und müsste diese Einschränkung hinnehmen. Dies hat mit dem Telekom-Spotify-Deal aber gar nichts zu tun!

    Deshalb kann ich diese Aufregung überhaupt nicht verstehen. Ich halte das für ketzerische Stimmungmache gegen einen bestimmten ISP.

    • Jens Best
      20/09/2012

      Lieber Daniel,

      – „ketzerische Stimmungsmache gegen einen bestimmten ISP“ liegt nicht vor, der Text wäre der Gleiche bei vodafone etc. Telekom steht natürlich in einer besonderen Verantwortung aufgrund ihrer Größe und ihrer Vergangenheit.

      – Wenn unterschiedliche Datenarten sogar schon in ihrem reinen nicht gedrosselten flatrate-Transport anders behandelt werden, gewinnt Netzneutralität noch eine ganz andere, viel politischere Bedeutung. Hier werden der gewohnten „Standard-Netznutzung“ Datenarten entzogen und mit einem eigenen Preisschild versehen. Dies ist genau die Taktik, mit der die ISP den Verbraucher an ein ungleiches Web gewöhnen wollen.

      Der Begriff der Netzneutralität hat also eine politische Dimension. Diese ist für den gesellschaftlichen Diskurs entscheidend, nicht das kleinklein in der technisch orientierten Debatte.

      • Daniel
        20/09/2012

        Naja, das überzeugt mich leider nicht. Insbesondere wird hier im Datentransport nichts anders behandelt, sondern die gleichwertig transportierten Daten werden nur anders abgerechnet.

        Wie hättest Du das Angebot denn beurteilt, wenn es nicht 9,99 EUR, sondern 10,99 EUR oder 12,49 EUR gekostet hätte. Dann könnte man im Vergleich zum einem „normalen“ Spotify Premium Abo einen Preis, den man für das zusätzlichen Datenvolumen bezahlen müsste, leichter ermitteln. Nun ist bei den Verhandlungen zwischen Spotify und Telekom wohl „zufällig“ der selbe Preis herausgekommen, der für ein „normales“ Abo bezahlt werden muss, jedoch wird darin rechnerisch auch ein Anteil für das zusätzliche Datenvolumen liegen, den entweder Spotify nachlässt und die Telekom subventioniert.

        Siehst Du das Problem darin, dass man ein Datenvolumen für einen bestimmten Datenverkehr kaufen kann? Wenn sich der Kunde beim Kauf von zusätzlichem Datenvolumen bei den Nutzungsmöglichkeiten desselben freiwillig selbst beschneidet (das im Rahmen des Spotify Deals bei der Telekom gekaufte Datenvolumen kann eben auch nur hierfür eingesetzt werden), ist er doch selbst schuld und wird sich dies im Zweifel gut überlegen, oder? Meiner Meinung nach geht’s hier bloß um Abrechnungsmodelle, die eben in deutschen Mobilfunknetzen ziemlich kundenfeindlich sind. In anderen Ländern existieren solche Probleme gar nicht, weil da mobile Datenflatrates auch tatsächlich solche sind, z. B. Österreich: 3Data SuperFlat, unlimitiert & ungedrosselt, bis zu 10Mbit / Sek. download, bis zu 4 Mbit / Sek. upload, monatl. 15,00 €!

        Dies Diskussion wäre überflüssig, wenn auch bei uns echte mobile Datenflatrates angeboten würden; dies ist längst überflüssig!

      • Jens Best
        20/09/2012

        Wir liegen also gar nicht weit auseinander mit unseren Kernintention.

        Vorweg: Wenn der Transport einer Datenart unterschiedlich zu den restlichen bepreist wird, wird er eben unterschiedlich behandelt – nämlich im Preis. Ich wiederhole: Netzneutralität (oder besser Datengleichheit) ist KEIN technischer Begriff hier, sondern ein politisch-gesellschaftlicher. Es geht um das offene Web, in dem alle Datenarten gleich behandelt werden; in dem die Infrastruktur-Betreiber nicht einzugreifen haben.

        Die absolut künstliche Trennung zwischen „Mobil-Internet“ und „Festnetz-Internet“ ist eh nur der Tatsache geschuldet, dass das Management der ISPs möglichst viel Profit machen wollte.
        Wer sich einerseits nicht in die Ausbau-Karten schauen lässt, anderseits aber genau mit angeblichen Schwierigkeiten beim Ausbau („Kosten, Kosten!“) argumentiert, handelt unseriös.
        Nach einiger Geduld ist jetzt der Punkt erreicht, bei dem der gesetzgeberische Prozess (wie bereits in anderen europäischen Ländern) eingreifen muss, um die essentiellen Grundlagen der webbasierten Datentransfers zu sichern.
        Wenn irgendwelche ISPs dann Probleme haben, müssen sie halt Unterstützungsbedarf anmelden oder die Infrastruktur zurück in die Hände der Bevölkerung legen (wie wir das ja auch z.B. bei den Stromnetzen teilweise erleben).

  18. Pingback: Der schleichende Abschied von der Netzneutralität – Diesmal: AT&T und FaceTime « DIGITALE LINKE

  19. Daniel
    20/09/2012

    Was erwartest Du denn hier vom Gesetzgeber? Und im konkreten Fall, soll er Abrechungsmodelle verbieten und die ISP zu echten Flats verdonnern?

    Ich bin von Hause aus Jurist und kann hier den Ruf nach dem Gesetzgeber überhaupt nicht nachvollziehen.

    • Jens Best
      20/09/2012

      Vielleicht hilft Dir ein Blick auf das niederländische Gesetz zur Sicherung der Netzneutralität. Holland sieht die NN durchaus politisch, vergleicht sie mit Presse- und Meinungsfreiheit.

      „Es wurde mit großer Mehrheit eine Änderung des nationalen Telekommunikationsgesetzes verabschiedet, die es Mobilfunkbetreibern untersagt, für einzelne Internetdienste zusätzliche Gebühren zu erheben oder sie zu blockieren.“
      http://www.heise.de/newsticker/meldung/Niederlande-schreiben-Netzneutralitaet-im-Mobilfunk-vor-1266347.html

      • Daniel
        21/09/2012

        Naja, wenn ich mir das Zitat ansehe muss ich leider feststellen, dass dieser Deal gerade nicht darunter fällt, da er keinen Dienst mit einer zusätzlichen Gebühr belegt oder gar blockiert, sondern im Gegenteil gerade fördert, indem das Volumen nicht zusätzlich abgerechnet wird. So eine Gesetz würde also hier nicht weiterhelfen.

        Demnach ist eigentlich „nur“ der Wettbewerb der Musikstreaming-Anbieter betroffen, aber auch nach dieser (gesetzlichen?) Definition nicht die Netzneutralität.

        Mal abwarten, was da vom Gesetzgeber kommt, ich vermute nichts!

      • JoT
        20/01/2013

        Ich muss Daniel recht geben – Hier liegt auch m.E. kein Eingriff in die NN vor, sondern ein Eingriff in den Wettbewerb im Content-Markt. Spotify erhält hier einen unfairen Wettbewerbsvorteil im Teilnetz der Telekom, da diese nur mit Spotify diese Kooperation eingeht.

        Ich frage mich insbesondere, ob eine preisliche Differenzierung unterschiedlicher Endleistungen das Thema Netzneutralität anlangt. Sollten Endnutzer die Präferenz haben für den Internetzugang weniger zu zahlen und dafür ein eingeschränktes Internetangebot akzeptieren, so geschieht dies auf nachfrageorientierter Basis.

        Warum sollte denn der Wenig-Surfer die Kosten der Viel-Surfer durch einen einheitlichen Datentarif tragen und die Viel-Surfer andererseits davon profitieren? Es ist doch deshalb fraglich, ob Preisdifferenzierung tatsächlich einen Eingriff in die NN darstellt, da hier die Darstellung des Internets nicht willkürlich durch die ISP’s manipuliert wird, sondern einzelne, aber teilweise verbundene, Subnetze zur Verfügung gestellt werden, in denen jeweils die NN gewahrt bleiben kann. Wenn jemand das Internet nur zum e-mailen und informieren über News-Plattformen Nutzen möchte und sich gezielt die Darstellung der Dienste einschränken lässt, die er sowieso nicht nutzen will, wo gehen dann Netzwerkeffekte bezüglich der Innovationsleistung des Internets verloren? Das ist doch dann garkeine Rechtfertigung mehr.

        Ich finde die ganze Netzneutralität-Debatte bedarf einer genaueren Abgrenzung. Immer wieder stelle ich fest, dass sich das mit dem Thema „Freies Internet“ vermengt. Und letzteres geht m.E. sowieso in die Richtung Internet als Grundrecht zu reglementieren und dann sind wir nun wirklich bei einem ganz anderen Thema.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 31/08/2012 von in Übergänge, Widerstände, Wirtschaft und getaggt mit , , , .

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